Ihr Ausflugsziel in 1208 m Höhe bei Mittenwald/Oberbayern

Angefangen hat es damit, daß der ehemalige königlich bayerische Forstmeister Hubert Eder während seiner Dienstzeit in Mittenwald von anno 1899 - 1907 einen Hochstand gebaut hat, genau da, wo heute eines der beliebtesten Berggasthäuser um Mittenwald liegt.

Hart an der Grenze zum benachbarten Tirol stand der Hochsitz, ursprünglich ausschließlich zum Zwecke der Beobachtung von Wild, das hier reichlich vorhanden war.

Nach der Versetzung des königlich bayerischen Forstmeisters Eder errichtete der Baumeister Johann Albrecht vulgo Schweizer an dieser Stelle einen zwölf Meter hohen Aussichtsturm. Der Turm war rundherum verglast und mit einem Fernrohr ausgestattet.

Hochstand als Vorgänger der Ederkanzel mit königl. bayer. Forstmeister
Hubert Eder um 1900

Am Fuße des Aussichtsturmes befand sich ein kleiner Erfrischungsraum, der nach und nach größer geworden ist und von Andreas und Mathias Tiefenbrunner bewirtschaftet wurde.

Es wurden nur Getränke angeboten. Für kleine Gäste Zitronenwasser und täglich frische Milch, für die größeren ein Stamperl Schnaps oder eine halbe Bier, alles auf dem Rücken mit der "Krax", einem hölzeren Tragegestell, hinaufbefördert.

Die beiden ersten Wirte, der Andreas und Mathias Tiefenbrunner konnten ihre Gäste, die nach erfolgter Rundumsicht vom Turm auf die gewaltige, umliegende Bergwelt eine Erfrischung zu sich nehmen wollten, mit Zither und Gitarre und lustigen Liedern prächtig unterhalten.

Aussichtsturm an der jetzigen Ederkanzel um 1920

Schon damals war die Ederkanzel, zu der Zeit noch "inoffiziell", der Geheimtip für Gäste aus Nah und Fern.

Am 24. Mai 1939 wurde dann die Ederkanzel offiziell als Kaffeestation eröffnet. Bewirtschaftet wurde die Kaffeestation von einem der ersten Wirte, Mathias Tiefenbrunner vulgo Kleisl. Zusammen mit seiner Ehefrau Maria, eine geborene Hornsteiner vulgo Jonas, sorgte er für das leibliche Wohl der Gäste und verhalf auch deren Gemütszustand durch manch nette Erzählung erheitern.

In seine Fußstapfen trat anno 1961 sein Sohn Simon Tiefenbrunner, der den Familienbesitz zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Schütz, übernahm.
Der Aussichtrurm ist aber mittlerweile Vergangenheit und schon 1954 wegen Baufälligkeit abgerissen worden.

Dem Simon Tiefenbrunner und seiner Frau Elisabeth gelang es in mühevoller Arbeit, aus den einst bescheidenen Räumlichkeiten mit ca. 40 Sitzplätzen eines der gemütlichsten Berggasthäuser um Mittenwald zu schaffen.

Kleiner Erfrischungsraum am Fuße des Aussichtsturms um 1935

Kleine Kaffeestation um 1940

Handarbeit war angesagt, auch als man im Jahr 1968 die Wasserleitung und Stromversorgung von Mittenwald zur Ederkanzel verlegte und erst1970 führte ein einigermaßen befahrbarer Weg zum Berggasthaus auf dem Burgberg. Trotz widriger Umstände ist der Humor und die Liebenswürdigkeit der Wirtsleute nicht auf der Strecke geblieben. Allerlei lustige Geschichten erzählt man sich vom "Sima", der schon einmal barfuß durch den Schnee nach Hause ging oder sich mit dem Wirt der Wildenseehütte auf eine kleine Bank bei den Burgbergrtreppen setzte und die Mittenwalder in aller Herrgottsfüh eine Stunde lang mit dem "Staffele-Jodler" beglückte.

Die Ederkanzel nach dem großen Umbau von 1954

Neun Jahre später dann der letzte größere Umbau zum heutigen Gasthaus, das mit seiner anerkannt guten Küche zu einem der beliebtesten Ausflugsziele überhaupt geworden ist.

Fast hundert Gäste finden heute im Sommer auf der Ederkanzel einen Platz, wobei die Plätze auf der Terrasse mitgerechnet sind. Die Terrasse allein stellt ein Kuriosum besonderer Art dar, sie steht nämlich auf österreichischem Grund und Boden. Erst wer seinen Fuß über die Schwelle der Eingangstüre setzt, befindet sich wieder im Freistaat Bayern.

Dort wird man mit einem freundlichen Grüß Gott von der Wirtin begrüßt, die seit dem allzu frühen Ableben ihres Simon im Jahr 1992 mit ihrem Sohn Klaus die Geschicke der Ederkanzel leitet.


(Auszug aus der Chronik von Manfred Wörnle)

Berggasthaus Ederkanzel - Familie Tiefenbrunner - 82481 Mittenwald - Tel. 08823/1681